Manche bezweifeln, dass es überhaupt funktioniert
Sie können das aber nicht mit technischen Argumenten begründen. Bauchgefühl? Da sollte man sich lieber auf physikalische Tatsachen stützen.
Die Physik beim Test mit Prüfgas
Bitte einsteigen. Ohne ein paar Grundlagen geht es nicht. Auch Nichttechniker verstehen, warum die Testboxen funktionieren. Wenn der Tester die Bedienungsanleitung befolgt, ist das Prinzip extrem einfach.
1. In einem begrenzten Raum (geschlossene Testbox) wird nach dem Einlegen des zu prüfenden CO-Melders eine bestimmte Menge Kohlenmonoxid per Papierverbrennung erzeugt. Papier enthält Kohlenstoff; als Brenngase fallen größenordnungsmäßig 99% CO2 und 1% CO an. Das allermeiste Gas in der Box bleibt völlig unveränderte Luft.
2. Die zu erzeugende Menge CO ist durch die Papiermenge und die konstruktive Festlegung aller wichtigen Umgebungsparameter bestimmt. Siehe unten, die Aufzählung der 17 möglichen Variablen.
3a. Unter den festgelegten Bedingungen entsteht zwangsläufig, mit einer gewissen Streuung, eine vorbestimmte CO-Konzentration in der Box. Die Box ist ja dicht, alle Gase bleiben drin und vermischen sich. Zusammen bilden sie ein Prüfgas, das den CO-Melder aktiviert.
3b. Die Brownsche Molekularbewegung und die Tatsache, dass Luft und CO fast dasselbe spezifische Gewicht haben, bewirken die selbsttätige und vollständige Vermischung aller Gase. Auch Luft ist ja ein homogenes Gemisch aus mehreren Gasen, das bis in 30 km Höhe in seiner Zusammensetzung gleich bleibt. Messungen haben gezeigt, dass die Vermischung in der Box nach anfänglichem CO-Schwall schon nach 1 Minute zu 90% erledigt ist. Um die zügige Durchmischung in ganzer Breite zu gewährleisten werden für die Boxen vorzugsweise Flachformate verwendet. In ihnen bildet sich keine störende Luftschichtung aus.
3c. Das Prüfgas dringt durch die Öffnungen im Gehäuse des eingelegten CO-Melders ins Innere. Dieser Vorgang entspricht den Verhältnissen eines realen Brandes, auf den der CO-Melder reagieren müsste, und damit sind wir schon am Ziel.
4. Der zu testende Melder gibt normgerecht Alarm - wenn er in Ordnung ist.
5. Das ist alles. Geradezu primitiv, und deswegen extrem sicher und eindeutig. Der Test liefert JA oder NEIN, ohne dass irgend etwas gemessen werden müsste. Ursachen für NEIN werden allerdings nicht ermittelt.
Mit Prüfgas, das in Flaschen geliefert wird, lassen auch die Profis ihre teuren Geräte testen, nur mit erheblich höherem technischen und administrativen Aufwand. Der hat an dieser Stelle durchaus seine Berechtigung, evtl. mit Sensortausch, Präzisionsmessungen, Nach- oder Neukalibierung und umfangreicher Dokumentation.
Das alles enfällt bei den preiswerten privaten CO-Meldern, da genügt JA oder NEIN. Wenn NEIN herauskommt, tauscht man sie einfach aus.
Zum Schluss will ich noch aufzählen, welche Variablen trotz aller Einfachheit konstant gehalten werden, damit die CO-Konzentration stimmt. Von nichts kommt nichts.
1. Inhalt der Testbox in Litern = brutto Luftraum 2. Form der Box = Flachformat mit fester Höhe 3. Höhe und Dachbreite des Brennständers 4. Position und Art der Papierhaltung im Brennständer. 5. passend gebremste Luftführung für mehr CO-Erzeugung 6. Neigung des Papiers für aufwärts wandernde Flamme 7. definierte Papiersorte mit konstantem Flächengewicht 8. Papiermenge, d.h. Länge und Breite des Brennfeldes 9. evtl. Papierfaltungen zum fertigen Format 10. Papierfeuchte 11. definierte Anzündezone und Anzündetechnik 12. Testzeit: Bis zum Alarm, sonst 5 Minuten 13. Test-Ende = Öffnung der Box.
Dazu kommen Selbstverständlichkeiten, die mit gewissen Toleranzen erfüllt sein müssen:
14. Sauerstoffgehalt der Luft 15. Luftdruck 16. Lufttemperatur 17. Luftfeuchtigkeit.
Auf dem Mt. Everest würde die Testbox also nicht funktionieren - aber ein CO-Melder auch nicht.